Annahmefrist / Cut-Off unterschiedlich - warum?

 
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Annahmefrist / Cut-Off unterschiedlich - warum?

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Gepostet: 10.11.2016 - 13:40 Uhr  ·  #1
Hallo,

ich ärgere mich gerade ein wenig über eine unserer Banken. Wir haben gestern, am späten Nachmittag, Überweisungen über drei verschiedene Banken ausgeführt, von denen eine die Zahlung erst heute ausführt. Wegen der verstrichenen Cut-Off-Zeit (16:30).

Jetzt frage ich mich, was soll das in Zeiten von SEPA mit den nachmittäglichen unterschiedlichen Cut-Off-Zeiten eigentlich noch. Es ist ja nicht mehr so, dass noch jemand mit Bändern zur LZB (o.ä.) fahren muss.

Dann gibt es ja wohl auch noch einen Unterschied zweischen festgesetzten und gelebten Cut-Off-Zeiten. Also, dass Zahlungen trotz abgelaufener Cut-Off-Zeit trotzdem ausgeführt werden.

Was spricht eigentlich gegen eine einheitliche Cut-Off-Zeit von 18:00 (oder 18:30, 19:00)? Ein Zinseffekt für die Banken entsteht ja wohl nicht.

Cheers,
André
msa
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Re: Annahmefrist / Cut-Off unterschiedlich - warum?

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Gepostet: 10.11.2016 - 14:49 Uhr  ·  #2
Ohje, das ist eine recht naive Rangehensweise an die Sache.

Hast Du schon mal im Ansatz mitbekommen, dass es quasi unmöglich ist, irgendetwas bankübergreifend zu standardisieren?

Jede Bank bzw. Bankengruppe ist eine eigenständige "Firma", die ihren Geschäftsbetrieb so organisieren kann, wie sie will. Und jede meint natürlich, daß es so, wie sie es macht, am allerbesten ist. Da irgendwas angleichen geht nur, wenn öffentliche Vorschriften, am besten gleich Gesetze, sie dazu zwingen. HBCI z.B. ist ein Standard - trotzdem schafft es jede Bank, diesen anders zu interpretieren. Folge daraus ist, daß die Kundenprodukthersteller 1000 Extrawürste einbauen müssen. Nach dem Motto "Wenn Bank = ABC dann baue Datensat A um, Wenn Bank = B dann Datensatz A ignorieren und B selbst generieren" usw. Das war schon vor 25 Jahren so, und wird es wohl auch bleiben.

Dann gibt es da nochwas mit den CutOff-Zeiten. Manche Banken buchen "ständig" - auch abends und nachts und quasi realtime. Hier sind insbesondere die Sparkassen und Volks/Rauffeisenbanken zu nennen, aber auch einige Direktbanken. Die haben sowas wie harte CutOff-Zeiten nicht mehr nötig. Dann gibt es da andere, ich sag mal große und größte Private Banken - bei einer davon hat selbst ihr aktueller Vorstandsvorsitzender unlängst von einer furchtbar veralteten EDV gesprochen - die teilweise noch "Nachtverarbeitung" praktizieren. Da wird den Tag über "gesammelt" und des Nachts dann endverarbeitet. Der Kunde sieht in seinem Onlinebanking z.B. immer nur ab morgens die Umsätze des Vortages - eben das was in der Nacht (wo teilweise sogar ein Login ins Onlinebanking nicht mal möglich ist) geschafft wurde. Hier ist es nötig, eine CutOff-Zeit zu machen, um die gesammelten Dinge der Nachtverarbeitung zuzuführen - quasi den Sammeltopf auszuleeren. Alles was nach der Ausleerung kommt, passiert dann eben erst bei der nächsten Leerung. Wie beim guten alten Briefkasten. Das ist anachonistisch, aber es ist so. Wenn man viel Zahlungsverkehr macht, sollte man sich also eine Bank aussuchen, die entsprechend organisiert ist und die entsprechende EDV hat, die das leistet, was man haben will. Solange die Kunden nicht in Scharen weglaufen, werden die privaten Banker sicher nicht tätig. Änderungen bzw. Erneuerung von EDV oder gar Betriebsabläufen kosten Geld. Und das geben sie nicht freiwillig aus, solang die Kunden nicht mit den Füßen abstimmen und sie dazu gezwungen werden.
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Re: Annahmefrist / Cut-Off unterschiedlich - warum?

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Gepostet: 10.11.2016 - 15:18 Uhr  ·  #3
@apab
Zitat geschrieben von msa
solang die Kunden nicht mit den Füßen abstimmen und sie dazu gezwungen werden.

oder mit den Händen, also hau in die Tastatur und such ein Anbieter deiner Ansprüche
zumal der Wechsel auch "einfacher" wurde - Zahlungskontengesetz - hier Kontenwechsel-Service

unabhängig von vorgenanntem, sollte auch immer wieder die Zahlungsmöglichkeiten geprüft werden bspw. evtl. paypal/paydirekt vor Überweisung oder wenn letztes sein muss evtl. Eil-Überweisung (je nach Bank teilweise garnicht so teuer)
wobei eine Zahlungsvorankündigung (screenshot/E-Mail) von manchen Geschäftspartnern auch akzeptiert wird

Für SEPA Instant Payment oder SEPA 2.0 wird noch ein bisschen Zeit vergehen.
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Re: Annahmefrist / Cut-Off unterschiedlich - warum?

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Gepostet: 10.11.2016 - 16:33 Uhr  ·  #4
Hi,

Zitat geschrieben von msa

...
Hast Du schon mal im Ansatz mitbekommen, dass es quasi unmöglich ist, irgendetwas bankübergreifend zu standardisieren?
...
Jede Bank bzw. Bankengruppe ist eine eigenständige "Firma", die ihren Geschäftsbetrieb so organisieren kann, wie sie will.
...


Nix Standard oder "wie sie will". Im Gesetz (BGB §675n Abs. 1) steht:
Zitat

Der Zahlungsdienstleister kann festlegen, dass Zahlungsaufträge, die nach einem bestimmten Zeitpunkt nahe am Ende eines Geschäftstags zugehen, für die Zwecke des § 675s Abs. 1 als am darauf folgenden Geschäftstag zugegangen gelten.


Ich denke, hier wäre eher der Gesetzgeber gefordert, da so aus einer SEPA-ÜW statt 1+1 Tage eben mal so 1+1+1 Tage werden kann. Bei uns war es jetzt halt Pech. Aber da von diesen immer noch frühen Cut-Off-Zeiten (15:30 / 16:00 / 16:30) die normal arbeitenden Endverbraucher am meisten betroffen sind, wäre m.M.n. eine fixe, späte Cut-Off-Zeit angebracht.

Zitat geschrieben von msa

...
Solange die Kunden nicht in Scharen weglaufen, werden die privaten Banker sicher nicht tätig. Änderungen bzw. Erneuerung von EDV oder gar Betriebsabläufen kosten Geld. Und das geben sie nicht freiwillig aus, solang die Kunden nicht mit den Füßen abstimmen und sie dazu gezwungen werden.
...


Richtig! Von der großen blauen Bank (die mit dem uralten System) haben wir uns aufgrund solcher Sperenzien schon verabschiedet. Nicht das die das stören würde, glaube ich. Die sind ja mehr mit sich selbst beschäftigt.
Im aktuellen Fall gibt es halt ein Schreiben an die Bank, dass wir in Zukunft bei Unsicherheit über die Ausführung den Zahlungsverkehr eher über die anderen Banken routen.

Cheers,
André
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Re: Annahmefrist / Cut-Off unterschiedlich - warum?

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Gepostet: 10.11.2016 - 16:44 Uhr  ·  #5
da du nicht der Einzigste bist der Wechsel, wird es irgendwann schon interessant

Zitat geschrieben von apab
Im aktuellen Fall gibt es halt ein Schreiben an die Bank

schade um den umsonst gefällten Baum - sorry aber sowas interessiert den Empfänger doch nur peripher
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Re: Annahmefrist / Cut-Off unterschiedlich - warum?

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Gepostet: 10.11.2016 - 19:55 Uhr  ·  #6
Bei der Betrachtung berücksichtigt bitte, dass viele angegebene Verarbeitungs-Zeiten einer Art "Worst-Case" geschuldet sind.
Die Rechtsprechung geht ja nie davon aus, dass 99,999% rechtzeitig flott und prima verarbeitet werden, sondern dass der eine Kunde, bei dem es halt aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt hat, seine Schadensersatzansprüche zugesprochen bekommt, weil er z.B. nicht richtig über die möglichen Probleme aufgeklärt wurde. Das führt zu manchen übervorsichtigen Aussagen bei den Verarbeitungszeiten.
Gruß
Raimund
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